Aber was passiert eigentlich, wenn eine Vielzahl an Verletzten gleichzeitig versorgt werden muss?
In so einem Fall arbeiten wir als Hilfsorganisation und der Rettungsdienst außerhalb der Komfortzone und müssen die Verletzten erstmal priorisieren, bevor sie medizinisch vollversorgt werden. Triage, ist eine Methode zur schnellen Beurteilung des Schweregrads von Verletzungen oder Erkrankungen, um die Reihenfolge der Behandlung festzulegen. Dabei werden Patienten in verschiedene Sichtungskategorien eingeteilt, die Aufschluss über die Dringlichkeit der Behandlung geben.
In Notfallsituationen, insbesondere bei einem Massenanfall von Verletzten (MANV), ist die Anzahl der zu versorgenden Patienten oft größer als die vorhandenen Ressourcen. Triage ermöglicht eine effiziente Ressourcennutzung, indem sie die lebensrettenden Maßnahmen auf die Patienten mit der höchsten Dringlichkeit konzentriert.
Und genau dieses Verfahren haben wir am vergangenen Dienstag bei unserem Dienstabend geübt. Angenommene Lage war ein Sanitätswachdienst am Hennesee in Meschede-Mielinghausen. Wir besetzten den Einsatzleitwagen (ELW), den Gerätewagen-Sanitätsdienst (GW-San), einen Krankentransportwagen (KTW) sowie einen Rettungstransportwagen (RTW).
Vor Ort wurde initial eine Unfallhilfsstelle mit dem Materiel des GW-San errichtet, wie es bei einigen Sanitätswachdiensten der Fall ist, um bestmöglich vorbereitet zu sein.
Zelt aufbauen, Zeltleuchten aufhängen und eine Infrastruktur schaffen. Doch dann kam es zu einem tragischen Vorfall. Ein PKW geriet aus unerklärlichen Gründen in eine Menschenmenge und verletzte so mehrere Personen. Der Leiter Sanitätsdienst entsendete direkt ein Sanitätsteam zum Einsatzort mit dem Auftrag, eine erste Lageerkundung durchzuführen. Zu diesem Zeitpunkt kam die Meldung der Übungsleitung, dass die Einsatzstelle "sicher" ist. Parallel wurden weitere Einsatzkräfte zur Einsatzstelle geschickt. Vor Ort bot sich ein Anblick, den man sich niemals wünscht. Überall lagen Personen (Overalls mit Verletzungsmuster-Karten) mit leichten bis schwersten Verletzungen. Das ersteintreffende Team zählte initial alle Verletzten und führte im Anschluss lebensrettende Sofortmaßnahmen bei den akut lebensbedrohlichen Patienten durch. Stabile Seitenlagen, Druckverbände (Tourniquet-Anlagen) und die schnelle Anlage von Guedel- bzw. Wendl-Tuben kamen hierbei zum Einsatz.
Die Patienten wurden triagiert, also in Sichtungskategorien eingeteilt. Dies ist besonders wichtig, um die medizinische Versorgung zu koordinieren, Ressourcen zu planen und die Überlebenschancen der Betroffenen zu erhöhen. Da der Einsatzort am Randweg des Hennesees lag und eine An- und Abfahrt der angeforderten Rettungsmittel so nicht möglich ist, entschied der Leiter Sanitätsdienst alle Patienten nach Dringlichkeit in die zuvor errichtete Unfallhilfsstelle zu verbringen, welche im Verlauf als Patientenablage mit weiteren Tragen und Notfallrucksäcken erweitert wurde. Das Augenmerk dieser Übung lag primär auf die einsatztaktische Arbeit, die Vorsichtung aller Patienten, den Transport vom Einsatzort in die Patientenablage mit den verschiedensten Materialien wie Tragetuch, Klapptrage, Schaufeltrage etc. und die Kommunikation untereinander und mit der Übungsleitstelle.
Am Schluss waren Daniel & Ramón (Übungsleitung) mit dem Verlauf der Übung sehr zufrieden. Auch weiterhin werden wir uns kontinuierlich fortbilden, um für die Lage bestens vorbereitet zu sein.